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Indexfonds - Das delegierte Gewissen

In dieser Woche berichteten Medien, dass Larry Fink, Chef des weltweit größten unabhängigen Vermögensverwalters BlackRock, für Indexfonds, die auf Firmen mit nachhaltigen Produkten setzen, ein Wachstumspotential von derzeit 25 auf 400 Mrd. US‑Dollar innerhalb von zehn Jahren sieht.

Das Thema Nachhaltigkeit halten wir grundsätzlich für entscheidend bei Investitionen. Dies gilt nicht nur für Investoren mit besonderen ethischen Ansprüchen in ihrer Kapitalanlage, sondern auch für langfristige Investments jeder Art. Investitionen unter Nachhaltigkeitsaspekten senken nach unserer Einschätzung Risiken und erhöhen dadurch den langfristigen und damit eben auch den nachhaltigen Erfolg einer Vermögensentwicklung.

Mittlerweile teilen unsere positive Meinung zum Thema Nachhaltigkeit immer mehr Investoren, auch erkennbar an der wachsenden Zahl von in dieser Rubrik investierten Geldern. So verwundert einen die Einschätzung aus dem Hause BlackRock kaum, denn dort werden schließlich Indexprodukte in Höhe von mehr als eineinhalb Billionen US‑Dollar unter dem Label iShares verwaltet.

Doch ob man die Idee des nachhaltigen Investierens ausgerechnet über Indexprodukte abbilden sollte, ist für uns eher fraglich. Wer nachhaltige Investments tätigt, entscheidet sich in letzter Konsequenz ganz bewusst für ihren Einsatz. Ein solcher Investor möchte sicherstellen, dass neben der Rendite auch soziale, ökologische oder andere ethische Aspekte berücksichtigt werden. Doch wie nachhaltig sind eigentlich Indexprodukte?

An dieser Stelle müssen wir deshalb der Frage nachgehen, wieviel nachhaltiges Handeln steckt aktuell im weltweiten Finanzsystem. Die Finanzkrise rund um die Lehman-Pleite hat klar gezeigt, dass viele Akteure an den Finanzmärkten nicht nachhaltig agieren. Derartige Beispiele ließen sich in beliebiger Zahl fortsetzen. Insgesamt haben wir große Zweifel an der Nachhaltigkeit unseres globalen Finanzsystems, zu dem eben auch die Indexfonds gehören. Zudem dürfte kaum jemand den Wunsch hegen, seine Gelder von einem Haus verwalten zu lassen, das in eigener Sache keine entsprechend nachhaltige Unternehmensführung an den Tag legt.

Wer ein Indexprodukt kauft, investiert eben nicht in konkrete Aktien oder andere Einzeltitel nachhaltiger Unternehmen. Diese Investoren delegieren ihr Gewissen und beruhigen es gleichzeitig, denn letztendlich setzen sie auf den Aufschwung eines Marktes als Ganzes. So können sie mit deutlich reduzierter Vorarbeit an Analysen, größere Summen auf bestimmte Märkte setzen ‑ und ebenso schnell aus diesen wieder aussteigen. In der Regel kommt hinzu, dass über Derivate lediglich die Kursentwicklung nachvollzogen wird ‑ und genau diese können dann wieder ungewollte Emittentenrisiken für die Investoren aufbauen.

Wir glauben deshalb nicht, dass Investitionsmöglichkeiten, die Marktdynamiken beschleunigen und dadurch Turbulenzen auslösen können, Teil eines nachhaltigen Finanzsystems sein können.