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Ausblick: Auf in das Jahr 2017

Auf in das Jahr 2017 

Das Jahr 2016 liegt nun hinter uns und, auch wenn wir es zwischenzeitlich nicht glauben wollten, es war wieder ein gutes Jahr für die deutschen Kapitalanleger. Erinnern wir uns, gleich in den ersten Januartagen ging es rasant nach unten mit den Börsenkursen, nachdem Turbulenzen an den chinesischen Börsen auf die anderen Märkte übergeschwappt waren. Nicht zum ersten Mal und nicht zum letzten Mal reagierte der deutsche Markt am heftigsten. In der Folge kamen die niedrigen Rohstoffpreise als zusätzlicher Grund für die weiter schlechte Aktienmarktentwicklung hinzu. Den Tiefpunkt erreichte der DAX erst im Februar und auch Ende Juni ging es nochmals kräftig nach unten. 

Im Laufe des Jahres sollten wir dann noch durch zwei Wahlergebnisse überrascht werden: das Brexit-Votum und die US-Präsidentschaftswahl. Ersteres brachte zunächst Unruhe an die Kapitalmärkte, wuchs sich aber ‑ zumindest für einen Nicht‑Briten ‑ zu einem Non‑Event aus, denn was das britische Pfund verlor, haben die britischen Aktienkurse hinzugewonnen. Der dann ebenso unerwartete wie mit Sorge befürchtete Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen brachte der Börse sogar einen positiven Schub. Es gilt hier, einmal mehr die bereits oft gemachte Erfahrung festzuhalten, dass politische Ereignisse allenfalls kurzfristig die Kapitalmärkte beeinflussen. 

Wie auch immer - nachdem sich die Lage in China beruhigt hatte und die Rohstoff­preise wieder Boden unter den Füßen gefunden hatten, setzen sich die allgemeinen Wirtschaftsdaten durch und am Ende des Jahres 2016 lagen nicht nur die Aktien­märkte, sondern auch die Renten- und Rohstoffmärkte im Plus. 

Schauen wir nach vorne, so sollten wir uns an dem orientieren, was wir wissen:

Die wirtschaftliche Entwicklung ist gut, die Unternehmen verdienen gut und insbesondere die Beschäftigungszahlen stimmen. Befürchtungen kommen derzeit in erster Linie aus dem politischen Umfeld. Was passiert mit Europa? Was hat Herr Trump alles vor? Und welche Impulse setzen die Herren Putin und Erdogan im Jahr 2017? Wenn wir die Lehren des Jahres 2016 beherzigen, sollte uns dies aber nicht Bange machen. Gerade wir in Deutschland haben es ja hier zu einer wahren Meisterschaft der Verängstigung gebracht. Sollte sich einmal die Meinung durchsetzen, dass die Welt doch nicht so schlecht ist, könnte dies den europäischen Aktienmärkten einen ordentlichen Schub geben. Nachholbedarf haben wir ja. 

Die Kernfrage ist und bleibt natürlich, wie es mit der wirtschaftlichen Entwicklung weitergeht. Sollte sich das leichte, aber doch vorhandene Wirtschaftswachstum fortsetzen, wird die Inflationsrate von großem Interesse sein. Die Bodenbildung der Rohstoffpreise wird alleine durch Basiseffekte die Inflationsrate erhöhen. Auch die Arbeitsmärkte sollten durch neue Lohnabschlüsse dazu beitragen. Entscheidend wird dann die Reaktion der Notenbanken sein. In den USA dürfte dies zu weiteren Leitzins­erhöhungen führen. Sollte es tatsächlich so weit kommen, dass dort keine Null mehr vor dem Komma steht, dürfte dies das Signal geben, dass eine Normalisierung eingetreten ist. 

Noch interessanter ist aber die Frage, wie sich in diesem Falle die EZB verhalten wird. Eine Erhöhung des allgemeinen Zinsniveaus dürfte viele EURO-Staaten vor große Probleme beim Schuldendienst stellen, was die EZB aus heutiger Sicht nicht zulassen dürfte. So wird sie, wie bereits praktiziert, die Zinsen unten halten. Die Frage ist, ob sich die europäische Zinsentwicklung dauerhaft von der US‑Zinsentwicklung abkoppeln kann. Die Erfahrung der Vergangenheit spricht dagegen. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem sich die EZB zwischen doch höheren Zinsen und einem Vertrauensverlust in den EURO entscheiden muss. Zudem schließt sich die Frage an, inwieweit die Inflation zwischenzeitlich fortgeschritten ist. 

Doch die EZB folgt nicht nur diesen Zielen. Die hiesigen Banken leiden zunehmend unter den niedrigen Zinsen, die italienischen Banken liefern derzeit das jüngste Kapitel dieser Geschichte, die noch längst nicht abgeschlossen sein dürfte. Andererseits würde ein abrupter Zinsanstieg den Banken eher schaden als nutzen, denn diese haben sich zuletzt durch Fristentransformation noch letzte Gewinne abgerungen. Sollten plötzlich langfristig zu niedrigen Zinsen vergebene Kredite durch kurzfristigere, höhere Zinsen refinanziert werden müssen, hätte das fatale Folgen für die Kreditinstitute. Auch das Vertrauen in die eigene Währung und damit den Wechselkurs gehört zu den ersten Prioritäten eines Zentralbankers. Bei einem deutlich niedrigeren Zinsniveau in Europa gegenüber den USA dürfte auch der EUR‑Kurs leiden. Im Gegenzug würgt ein starker US‑Dollar die US‑Konjunktur ab und dies führt wiederum zu gegenläufigen Entwicklungen bei Inflation und Zinspolitik. Übrigens hat auch der US‑Dollar gegenüber dem EURO im Jahr 2016 an Wert gewonnen. 

Bankenkrise oder Schuldenkrise könnten zu einer politischen Krise führen, die gerade populistischen Parteien nutzen würden. Dann wäre sicher mehr in Gefahr als der Kapitalmarkt, dann stehen der EURO und das gegenwärtige Europa zur Diskussion. 

Die Inflation, die Zinspolitik und die Bankensituation sind die Dinge, auf die wir in der nächsten Zeit großes Augenmerk lenken werden. Trotzdem halten wir an unserem grundsätzlich positiven Ausblick fest.