Die Wege des Geldes im internationalen Zahlungsverkehr

Mit zunehmender Größe des Vermögens nimmt der Grad an Diversifikation und internationaler Streuung der Anlagen zu, was die Komplexität der damit verbundenen Geldflüsse erhöht. Das Spektrum möglicher Geldzahlungen ist dabei sehr weit: beispielsweise die Mandatierung eines neuen Vermögensverwalters oder das Aufstocken des Depots in der Schweiz, der Kauf einer Immobilie im Ausland, die Beteiligung an einem amerikanischen Private Equity Fonds oder der Wald in Kanada, dessen Erträge jedes Jahr auf die heimische Hausbank transferiert werden – um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit jedem dieser Geschäftsvorfälle sind Überweisungen verbunden, die häufig in verschiedenen Währungen ausgeführt werden. Diese Geldtransfers finden zwischen Korrespondenzbanken im traditionellen Bankensystem statt. Überweisungen und bargeldloser Zahlungsverkehr sind inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch wissen nur die wenigsten, wie das funktioniert und welche Kosten damit verbunden sein können.
Die Systeme hinter Überweisungen
Am einfachsten sind Überweisungen von einer deutschen Bank zu einer anderen, da sie gegenseitige Verrechnungskonten miteinander haben. Inzwischen sind dem aber auch Überweisungen innerhalb der 27 EU-Staaten sowie Großbritannien, der Schweiz, Island, Norwegen und den verschiedenen europäischen Kleinststaaten vom Ablauf her gleichgestellt – einzige Voraussetzung ist die Zahlung in Euro.
Grund ist das sogenannte SEPA-Verfahren (Single Euro Payments Area bzw. einheitlicher europäischer Zahlungsraum), das seit 2014 einheitliche Standards für die Kontobezeichnungen der Mitgliedsstaaten (IBAN Nummer) geschaffen hat. Dadurch sind Überweisungen innerhalb der beteiligten Staaten schneller, billiger und sicherer geworden. Gleichzeitig lassen sich dadurch nicht nur herkömmliche Überweisungen, sondern auch Lastschriften und wiederkehrende Zahlungen abwickeln. Jürgen Moormann, Professor für Bank- und Prozessmanagement an der Frankfurt School of Economics, sieht SEPA als eines der größten Infrastrukturprojekte der EU an, das tatsächlich gelungen ist.
Ist mindestens eine der beteiligten Banken nicht im SEPA-Raum domiziliert oder ist die Überweisung nicht auf Euro denominiert, kommt das SWIFT-System zum Einsatz. SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist eine Genossenschaft mit Sitz in Belgien, die sich vollständig im Besitz seiner Mitglieder – Banken und andere Finanzinstitutionen – befindet. Sie unterliegt der kooperativen Überwachung durch die Zentralbanken der G10 Staaten sowie der EZB und ist EU-Recht unterworfen. Über 11.000 Banken nutzen SWIFT, woraus eine sehr hohe Abdeckung aller weltweiten Zahlungsströme resultiert. Dadurch ist das System seit Gründung 1973 auch politischer Einflussnahme ausgesetzt.
Im Gegensatz zu SEPA stellt SWIFT neben standardisierten Nachrichtenformaten zum Austausch der relevanten Informationen zu den Finanztransaktionen (insbesondere die als SWIFT Code bezeichnete BIC sowie verschiedene DIN-Normen) auch die technische Infrastruktur hierfür zur Verfügung.
An der Verbuchung der Zahlung ist SWIFT jedoch nicht beteiligt, denn der Geldtransfer findet zwischen den beteiligten Banken statt. Sofern diese gegenseitig Verrechnungskonten unterhalten, sind nur zwei Banken beteiligt. Häufig kommt es aber vor, dass eine oder mehrere Banken zwischengeschaltet werden müssen, um eine durchgängige Kette von gegenseitigen Verrechnungskonten aufzubauen.
Interessanter aus Sicht der Banken und damit teurer für den Kunden wird die Transaktion, wenn abgebendes und aufnehmendes Konto auf unterschiedliche Währungen denominiert sind. Je nachdem, auf welche Währung die Überweisung ausgestellt ist, nehmen die Banken den Umtausch vor und haben weitere Einnahmequellen.
Gebühren und Kosten von Überweisungen im Überblick
Die Kosten, insbesondere von Auslandsüberweisungen, variieren zwischen den Banken, je nach Art der Kundenbeziehung und gewähltem Gebührenmodell sowie je nach Währung. Allein schon aus diesem Grunde veröffentlichen Banken vielfach nur allgemeine Regeln für den Umgang mit Devisentransaktionen. Daraus resultiert eine gehörige Portion Intransparenz. Eine der Folgen ist, dass die zahlreichen Vergleichsportale im Internetunabhängig von deren eigenen Interessen – falsche oder gar keine Angaben zu den Kosten bei gängigen Banken machen.
Letzten Endes muss der Kunde mit bis zu drei verschiedenen Kostenblöcken rechnen:
– Gebühren für den eigentlichen Überweisungsvorgang
SEPA-Überweisungen sind bis zu einer Höhe von 50.000 Euro kostenfrei und müssen innerhalb eines Bankarbeitstages ausgeführt werden. Allerdings kann die Bank Gebühren verlangen, wenn Angaben auf dem Überweisungsbeleg fehlen und die Bank deshalb einen erhöhten Verwaltungsaufwand hat.
Für SWIFT-Überweisungen fallen Transaktionsgebühren an, die von SWIFT erhoben werden. Banken geben diese im Rahmen der Kostenpauschale für Auslandsüberweisungen an die Kunden weiter. Die Höhe der Pauschale legen die Banken selbst fest. Sie variiert zwischen den Banken, nach Höhe der Überweisungssumme und auch nach Art der Kundenbeziehung – Privat- und Firmenkunde oder institutioneller Investor.
– Gebühren für den Devisentausch
Für den An- und Verkauf von Devisen berechnet die Bank ebenfalls Gebühren. Diese kommt zusätzlich zu der bereits beschriebenen Gebühr für Auslandsüberweisungen hinzu. Hierfür existieren bei den Banken unterschiedliche Modelle.
Bei kleineren Beträgen im Bereich Privatkunden wird häufig eine Pauschale erhoben, wobei das Fixum mit der Höhe der Überweisung stufenweise steigt. Als Faustregel gilt, je kleiner der zu tauschende Betrag, desto höher der prozentuale Anteil der Pauschale am Überweisungsbetrag. Erst bei größeren Beträgen wird die Gebühr anteilig an der Höhe des Tauschbetrages berechnet.
Eine andere Variante, die ebenfalls bei Privatkunden zum Einsatz kommt, ist die Erhebung eines fixen Betrags je Einheit der Fremdwährung (z.B. 0,5 ct auf einen US-Dollar, was bei Parität rund 50 Basispunkte oder 0,5 % entspricht).
Bei institutionellen Kunden wird dagegen von Haus aus eine anteilige Marge in Basispunkten berechnet. Diese liegt je nach Vereinbarung im Bereich zwischen 10 und 30 Basispunkten. Bei exotischeren Währungen können diese jedoch deutlich höher ausfallen. Mit dieser Regelung sind die Einnahmen der Bank unmittelbar an die Höhe der Transaktion gekoppelt.
– Kosten durch einen für den Kunden ungünstigen Wechselkurs
Für die allermeisten Banken ist der Währungsumtausch eine weitere, für Kunden wenig transparente Einnahmequelle. Denn in der Regel weicht der beim Kunden abgerechnete Wechselkurs von dem realisierten der Bank ab. Auch hierfür existieren wieder unterschiedliche Modelle.
Im Falle der Erhebung einer Pauschale für den Umtausch wird dem Kunden ein Wechselkurs von der Bank gestellt. Der Kunde erhält jedoch keine Information, wie dieser zustande kommt. Im Idealfall ist es der, den auch die Bank erzielt hat.
Kommt dagegen das Modell der Auf- bzw. Abschläge auf den Wechselkurs zur Anwendung, wird für die Fixierung des Wechselkurses einer Devisentransaktion die sogenannte Geld-Brief- Spanne herangezogen. Sie bewegt sich um den aktuellen Wechselkurs und beschreibt zum jeweiligen Zeitpunkt das höchste Angebot zum Verkauf sowie das tiefste zum Erwerb. Banken, die dieses Modell verwenden, greifen dabei auf offiziell festgestellte Kursdaten zurück.
Dabei erfolgt die Umrechnung in Fremdwährung zu Lasten des abgebenden Eurokontos zum Devisengeldkurs. Bei eingehenden Zahlungen wird für die Umrechnung von Fremdwährungen zu Gunsten des Eurokontos der Devisenbriefkurs verwendet – das bedeutet die Bank kauft zu dem niedrigen Kurs ein und verkauft zu dem höheren. Die Einnahme der Bank entspricht dabei dem sogenannten Spread bzw. der Differenz zwischen Geld- und Briefkurs. Der Spread ist dabei umso größer, je exotischer die Währung ist, da hier die Liquidität geringer ist als bei Dollar u.ä.
Um die zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten der Banken bei Devisengeschäften nachvollziehen zu können, muss man sich Folgendes vergegenwärtigen. In der Regel werden sämtliche Überweisungen ein- oder zweimal am Tag zu festen Uhrzeiten verbucht. Die einzelnen Überweisungen werden dabei gesammelt und nach Möglichkeit bereits intern mit den hohen bzw. niedrigen Kursen verrechnet.
Größere zu konvertierende Beträge werden von den Banken in den eigenen Handelsbestand aufgenommen. Je nachdem, ob eine individuelle Regelung getroffen wurde, kann sie die Differenz zwischen Geld- bzw. Briefkurs und dem von ihrem erzielten Kurs als Einnahme verbuchen.
Die beschriebenen Margen-Regelungen haben die alte Sprachregelung von „gespannten“ Wechselkursen abgelöst. In der Zeit, als es lediglich einen offiziellen Wechselkurs gab, wurde seitens der Bank eine Spanne als Verdienst auf den Kurs aufgeschlagen. Die Spanne variierte dabei nach Währung und die Höhe des Verdiensts wurde je nach Größe des Kunden mehrfach „gespannt“. Lag beispielsweise die einfache Spanne bei 5 Basispunkten, wurden beim zweifach gespannten Wechselkurs 10 Basispunkte aufgeschlagen und beim dreifach gespannten 15 Basispunkte.
Die große Ausnahme bilden Banken, die über keinen Eigenhandel verfügen, bei dem sie Kun- dengelder vorübergehend auf die eigenen Bücher nehmen können. Diese geben den Devisenkurs, den sie erzielt haben, zuzüglich der mit dem Kunden vereinbarten Marge direkt an ihn weiter.
Eine Besonderheit bei SWIFT-Überweisungen ist die Möglichkeit der Kostenteilung. Dabei gibt der Auftraggeber bei der Überweisung an, wie sich die Beteiligten hinsichtlich der Übernahme der Gebühren für die Transaktion verständigt haben. Die Optionsmöglichkeiten reichen dabei von der vollständigen Übernahme aller Gebühren durch den Auftraggeber bis hin zur Kostenübernahme des Empfängers. Manchmal werden die Gebühren der jeweiligen Hausbank von den Beteiligten gemeinsam getragen.
Wertpapiertransaktionen in Fremdwährungen
Das Vorgehen der Banken mit Wechselkursen bei Devisentransaktionen kommt auch beim Umtausch zwischen Euro und Fremdwährung bei Kauf beziehungsweise Verkauf von Wertpapieren wie Aktien oder Fonds, die in US-Dollar, Schweizer Franken oder anderen Währungen denominiert sind, zur An- wendung, sofern das Depot über kein korrespondierendes Währungskonto verfügt.
Sonderfall Kreditkarten
Der Einsatz von Kredit- und EC-Karten im Ausland ist vergleichbar mit Auslandsüberweisungen in Fremdwährungen. Auch hier herrscht Wildwuchs. Je nach Bank und kooperierenden Kartenanbietern werden dem Kunden für den Devisenumtausch ein Fixum oder eine anteilige Umsatzbeteiligung gegebenenfalls verbunden mit einem Mindestentgelt vom Konto abgezogen. Gerade letzteres kann ärgerlich werden, wenn der mit Karte bezahlte Betrag sehr klein ist. Dann können sich die Kosten für eine U-Bahn Fahrt oder die Tasse Kaffee schnell mal verdoppeln.
Während die großen Kartenanbieter Visa und Mastercard keine Wechselkurs Aufschläge verlangen, obliegt es den Banken, die Gebühren für den Umtausch selbst zu erheben. Auch wenn der Devisenumtausch der Banken nicht optimal für den Kunden ist, empfiehlt es sich dennoch vor Ort in lokaler Währung zu zahlen. Dann ist man lediglich dem wenig transparenten, aber begrenzten Verfügungsrahmen der eigenen Bank ausgesetzt und liefert sich nicht der dynamischen Währungsanpassung von Händlerbanken und Terminalbetreibern aus, den Wechselkurs selbst festzulegen.
Alternative Zahlungswege
Die gängigen Banken sind die traditionellen Ansprechpartner bei Geldtransfers auf ausländische Konten hierzulande. Während Korrespondenzbanken bei einer klassischen Überweisung lediglich als Vermittler zwischen den Konten von Empfänger und Sender fungieren, sind Geldtransfer-Dienstleister Treuhänder. Der Sender des Geldtransfers transferiert dabei Geld auf das Treuhandkonto des Dienstleisters, mit der Weisung, dieses an anderer Stelle dem Empfänger zur Verfügung zu stellen.
In den Emerging Markets sind seit langem bereits alternative Anbieter wie WesternUnion tätig. Dabei benötigen Kunden nicht einmal ein Konto, um Geld an jemanden zu überweisen, der es an einer anderen Filiale abholt.
In Zeiten der Digitalisierung und steigendem Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten hat Western- Union Konkurrenz unter anderem durch ApplePay, PayPal, MoneyGram oder Wise bekommen.
Der Vorteil dieser Anbieter ist die enorme Geschwindigkeit, denn das Geld ist in der Regel innerhalb weniger Minuten auf der Empfängerseite verfügbar. Diesen Service lassen sich die Anbieter mit zum Teil sehr hohen Gebühren vergüten. Dabei spielen die beteiligten Währungspaare eine entscheidende Rolle, wobei sich der Digitalisierungsgrad auch hier preisdämpfend auswirkt. Vergleichsportale berichten von bis zu 15 % des übertragenen Geldes, wenn Barzahlungen und exotische Währungen beteiligt sind.
Eine Empfehlung zum Schluss
Wie dargestellt, existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Konditionsmodellen für Geldtransfers mit dem Ausland und entsprechenden Einnahmequellen der Banken gerade bei Devisengeschäften.
Aus diesem Grund empfiehlt sich ein Konditionenvergleich je größer die Anzahl und das Volumen der Transaktionen sind. Beginnend bei der eigenen Hausbank sollte man sich die genauen Konditionen von geeigneten Wettbewerbern geben lassen. Diese sind dann mit Häufigkeit und Höhe der eigenen Transaktionen abzugleichen.
Dies kann dazu führen, dass sich die ganze Infrastruktur der beteiligten Banken im Gesamtvermögen verändert und angestammten Bankbeziehungen aufgegeben werden. In jedem Fall sollte man sich bei den Banken nach ihrem Eigenhandel erkundigen. Vermutlich werden aus Transparenz- und Kostengründen verstärkt Banken ohne Eigenhandel ausgewählt werden.
Auch sollten Fremdwährungskonten eröffnet werden, falls nicht schon geschehen. Dies erhöht die Transparenz, reduziert die Anzahl an Devisentransaktionen und damit auch die impliziten Kosten, da durch Ein- und Abgänge auf das Währungskonto ein Sockelbetrag vorhanden sein sollte, der aus Gründen der Vermögensdiversifikation ohnehin wünschenswert ist.