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Ein schöner Sommertag - mit gewaltigen Gewitterwolken am Horizont

In den letzten Monaten haben wir eine positive Börsenphase erlebt, sowohl die Aktien- als auch die Anleihekurse erreichten die höchsten Niveaus des laufenden Jahres. Nachdem am Ende des Jahres 2018 die FED-Zinserhöhungen Grund für einen drastischen Kursverfall am Jahresende und die Ankündigung des FED-Präsidenten zum Jahreswechsel, diese Politik zu beenden, Basis für einen Börsenanstieg in der ersten Hälfte des laufenden Jahres waren, brachte die Nominierung von Christine Lagarde als EZB-Präsidentin weiteren Kursauftrieb mit sich. Denn die neue Präsidentin dürfte ebenso wie der alte Präsident eine Politik des billigen Geldes verfolgen. An dieser Abfolge lässt sich die derzeit große Bedeutung der Zinspolitik für die Märkte ablesen, viel größer als die der zuletzt stagnierenden Wirtschaft.

Solange die EZB der Politik des billigen Geldes und damit der niedrigen Zinsen treu bleibt bzw. treu bleiben kann, sollten für Aktien-Investoren überwiegend sonnige Tage ins Haus stehen, denn dann bleiben Aktien alleine durch ihre Dividendenrendite attraktiv. Eine Dividendenrendite von jährlich drei Prozent gegenüber einer negativ verzinsten Bundesanleihe räumt der Aktie auf Sicht von mehreren Jahren schon einen ordentlichen Puffer für Kursrückschläge ein. Kurzfristig sollten somit Aktien-Investitionen eine sichere Bank sein.

Trotz der stagnierenden Wirtschaft sind die Rückschlagspotenziale eher gering. Einerseits ist die Stimmung des Marktes weit von einer Euphorie entfernt, ja sie ist sogar recht verhalten. Darüber hinaus haben die Unternehmen durch ihre Investitionszurückhaltung keine Kapazitäten aufgebaut, sodass sie auf dem falschen Fuß erwischt werden könnten.

Seit Jahren erleben wir einen erheblichen Anstieg von Immobilienpreisen und anderen Sachwerten, weil das Niedrigzinsumfeld auf einmal Investitionen auf neuen Preisniveaus ermöglicht. Das führt aber auch dazu, dass klassische Sparer unverzinst ihr Geld anlegen und vermögende Investoren durch Aktien und Immobilien stetige Zugewinne verzeichnen. Auf lange Sicht kann sich dadurch politischer Sprengstoff ergeben.

Doch die Zentralbankpolitik hat ihre Tücken, denn Staaten nutzen diese nicht für Reformen, sondern konservieren uneffektive Strukturen. Zudem werden Banken mit Zombie-Krediten am Leben gehalten und fremdfinanzierte Firmenübernahmen rechnen sich nur auf dem aktuellen Zinsniveau. Insgesamt erleben wir derzeit eine zunehmende Abhängigkeit unseres gesamten Wirtschaftssystems von der zinsfreien Welt. Der große Knackpunkt ist das Vertrauen in die Währung, denn eine schwindende Geldwertstabilität würde eine Zentralbank vor das Dilemma stellen, Zinsen anheben zu müssen, um den Wert der Währung zu stabilisieren – was aber von einigen Staaten, Banken, Unternehmen und auch Privatleuten nicht verkraftet werden würde. Was dann?

Bis zu einem gewissen Grade ist die Entwertung des Geldes gewünscht, denn ein schwächerer Euro würde die Schulden weginflationieren und gleichzeitig die Exportchancen der EURO-Länder erhöhen. Kritisch wird es dann, wenn die Inflation zu schnell und zu stark ansteigt und die EZB sich um ihr erstes Ziel, um die Geldwertstabilität, kümmern muss. Um es bildlich zu sagen, dann würde auf die Sonnentage am Aktienmarkt nicht nur ein Gewitter, sondern möglicherweise sogar Hagel folgen. Schuldner würden in Bedrängnis kommen bzw. Gläubiger würden auf ihren Schulden sitzen bleiben.

Nominalwerte mit Minimal- oder gar Negativverzinsung sollten in einem solchen Szenario in größte Probleme kommen. Egal ob der Schuldner ausfällt, ob der Wert durch einen allgemeinen Zinsanstieg zurückgeht oder ob der Wert mit dem Geldwert schwindet, alles läuft gegen diese Investments. Käufe von Nominalwerten machen auf dem aktuellen Niveau nur dann Sinn, wenn man davon ausgeht, dass man diese nach einer gewissen Zeit nur zu noch höheren Kursen wieder veräußern kann. Immobilien und Unternehmenswerte würden an Wert verlieren, weil kreditfinanzierte Investments teilweise abgestoßen werden müssen und somit das Angebot steigt und auf den Preis drückt. Folglich sollte bereits heute die Vermögensstruktur eine sorgfältige Qualitätsauswahl beinhalten, um im Fall der Fälle mit möglichst geringen Verlusten konfrontiert zu sein. Darüber hinaus sollte jede Vermögensstruktur eine ausreichende Währungsdiversifikation beinhalten und Gold kommt ebenfalls als Stabilitätsfaktor in Betracht. Als Fazit kann festgehalten werden, dass die Politik des billigen Geldes möglicherweise noch jahrelang fortgesetzt werden wird, dass aber das Ende ungewollt kommt und mit sich bringt, dass wir alle ärmer werden. Dann ist die Zielstellung, nicht arm zu werden, um anschließend weitermachen zu können.